Zuletzt aktualisiert am 09. Oktober 2019
Google ist der Platzhirsch unter den Suchmaschinen. Zu Recht! Der Algorithmus von Google ist so ausgereift, dass auf einfache Suchanfragen sehr gute relevante Suchergebnisse präsentiert werden. Nebenbei sind NutzerInnen die Suche via Google so sehr gewöhnt, dass auch in der Suchmaschinenoptimierung (SEO) die Platzierung bei Google die wichtigste Rolle spielt.
Dennoch gibt es Gründe, um – wenn auch nur kurzfristig – auf andere Suchmaschinen auszuweichen. Etwa der Aspekt der Anonymität und des Datenschutzes. Google sammelt bekanntermaßen viele Informationen über mich als Suchende, um meine Suchergebnisse zu personalisieren: Aufenthaltsdaten, Gerätedaten, vorherige Suchanfragen und vieles mehr. Dieses Profil verfälscht das Suchergebnis, es wird dadurch zwar relevanter für mich persönlich, aber automatisch auch weniger objektiv. Wir erhalten bei Google also alle unterschiedliche Ergebnisse. „Meine Website steht ganz oben!“ kann also auch nur bedeuten, dass Google bereits weiß, wer Sie sind und dass Sie nach Ihrer Website suchen.
Wir möchten hier Alternativen zu Google vorstellen, die einen zweiten Blick verdient haben.
Alternativen zu Google
DuckDuckGo
DuckDuckGo hat sich von einer kleinen Suchmaschine für Nerds1 und EntwicklerInnen zu einer guten Alternative gemausert. DuckDuckGo verspricht privates Browsen: Es werden keine Informationen über NutzerInnen gesammelt und jede/r erhält das gleiche Suchergebnis. Da Datenschutz eine immer größere Rolle spielt, hat DuckDuckGo bei diesem Thema auch immer weiter nachgelegt. DuckDuckGo kombiniert Metasuchergebnisse und den eigenen Webcrawler.
Das Suchergebnis unterscheidet sich naturgemäß von dem von Google, es ist also für den Gegentest „welches Suchergebnis bekomme ich anonym auf Google“ nicht geeignet.
Das Fazit, wie es ein User im Standardforum formuliert (leicht korrigiert):
Technische Recherche auf Englisch ist mit DuckDuckGo ausgezeichnet. Restaurantsuche nach „Schnitzel“ in Bruck an der Leitha wird vermutlich nicht ganz so gut funktionieren.
Startpage
Startpage.com arbeitet mit Google-Suchergebnissen bzw. leitet Suchanfragen an Google weiter. Allerdings werden gleichzeitig diese Suchanfragen anonymisiert, was die Privatsphäre der Suchenden gewährleistet. Startpage ist somit eine bessere Alternative zum „neutralen“ Testen von Google-Suchergebnissen.
WolframAlpha
Die Idee hinter WolframAlpha ist, alles Wissen der Welt computergesteuert verarbeitbar zu machen. Die Ergebnisse liefern Zahlen, Statistiken, Berechnungen, Vergleiche – alles, was zum Thema (mathematisch, technisch, berechnet) interessant sein könnte.
In WolframAlpha gibt es sehr viel zu entdecken! Einen ersten Einblick liefern die Demonstrations. Was auch gut geht sind „Browse examples“ oder „Surprise me“.
Die Geschichte zu Mathematica (30. Geburtstag!), einem technischen Rechenprogramm von Stephen Wolfram, dem Mann hinter Wolfram, ist ebenfalls faszinierend.
Einziges Manko: Funktioniert nur auf Englisch! (Die Eingabe ist auch auf Deutsch möglich, wird aber auf Englisch übersetzt, die Ergebnisse werden auch nur auf Englisch ausgegeben.)
Weitere Suchmaschinen
Qwant ist eine Suchmaschine aus Frankreich, die sich auch damit brüstet, auf Datenschutz Acht zu geben. Das scheint aber nicht immer ganz genau genommen worden zu sein.
Ecosia ist eine Suchmaschine, die ökologisch inspiriert ist, mit dem Gewinn durch Nutzung werden ökologische Projekte unterstützt, namentlich Bäume gepflanzt. Sie liefert Suchergebnisse von bing, der Suchmaschine von Microsoft.
Unbubble ist eine deutsche Suchmaschine, die neutrale Ergebnisse und kein Daten-Tracking verspricht.
Fireball ist ebenfalls eine unabhängige Suchmaschine mit Fokus auf Datenschutz (es werden keine Daten gesammelt) und guten Suchergebnissen. Sympathisch! Bis auf die eingebundenen Google AdSense Werbeanzeigen. Und etwas minimalistisch informative Suchergebnisse.
MetaGer ist eine Meta-Suchmaschine des gemeinnützigen Vereins Suma e. V., die auch Datenschutz hoch hält. Sie ist eine Kombination aus Metasuchmaschine und eigenen Crawlern und Indexen.
]Tipp: Nehmen Sie sich bei der Nutzung einer alternativen Suchmaschine immer kurz Zeit, die Einstellungen zu prüfen! So können Sprachvoreinstellungen und jene zum Datenschutz feinabgestimmt werden.
Suchmaschine vs. Meta-Suchmaschine
Die meisten der genannten Suchmaschinen sind sog. Metasuchmaschinen, betreiben also keinen eigenen Index, sondern nur einen oder mehrere Crawler, die die Suchergebnisse anderer Suchmaschinen abgreifen.
Es gibt sehr, sehr viele Meta-Suchmaschinen, aber es gibt auf der Welt eigentlich nur noch vier originäre Suchmaschinen: Google; Yahoo und Bing, die zusammen einen Index betreiben; Baidu aus China und Yandex aus Russland. Das sind die einzigen Suchmaschinen, die einen einigermaßen vollständigen globalen Index haben. Alle anderen – wie MetaGer oder DuckDuckGo – leben hauptsächlich von den Datenbeständen der anderen. Und haben eventuell noch eigene kleine Crawler.
—Wolfgang Sander-Beuermann (MetaGer) im Interview mit Christian Gesellmann (krautreporter.de)
Wie kam Google zu seinem Algorithmus?
Google entwickelte in den 90er-Jahren einen Algorithmus, der die Seiten nach Relevanz in den Suchergebnissen sortiert. Mittlerweile bezieht Google etwa 200 Ranking-Faktoren in diese Berechnung mit ein, die stetig verbessert und stets streng geheim gehalten wird, um Manipulation zu verhindern.
PageRank. Der erste Algorithmus bewertete die Relevanz einer Seite vor allem auf Basis der Verlinkungen: Je besser eine Seite vernetzt ist, je mehr Links auf diese Seite führen, desto besser. Diese Offpage-Optimierung hatte aber Nachteile: Die Seiteninhalte selbst wurden nicht berücksichtigt und die Linkstruktur konnte durch Linkfarmen mit der Zeit immer einfacher manipuliert werden.
Panda. Mit dieser Erweiterung des Algorithmus 2011 wurde nun auch die Qualität von Website-Inhalten in die Relevanzbewertung einbezogen. Weitere Panda-Updates gab es bis 2014.
Penguin. 2012 wurde mit einem weiteren Update der Algorithmus erweitert. Sind bei Panda die Webseiten-Inhalte wichtig, so wurde bei Penguin wieder an der Bewertung von Backlinks und Verlinkungen gedreht.
Hummingbird. Nach 15 Jahren wurde PageRank 2013 von Hummingbird abgelöst, einem völlig neuen Algorithmus. PageRank ist nun Teil von Hummingbird, einer von mehreren Faktoren. Hummingbird ging einen Schritt in Richtung semantische Suche und analysiert nun auch die Suchanfrage selbst, anstelle „nur“ der möglichen Suchergebnisse.
Nach Hummingbird wurden weitere Aktualisierungen in Richtung der Nutzung auf Mobiltelefonen eingeführt, etwa 2018 eine „mobile-first“ Strategie, außerdem gab es ein Update für die lokale Suche. RankBrain bezieht auch Machine Learning mit ein, der Algorithmus verbessert sich also nun auch intelligent selbst.
Enterprise Search
Enterprise Search dreht sich rund um das Framework Lucene von Apache, auf dem etwa Solr oder Elasticsearch aufbauen (beide Open Source). Kngine ist eine Suchmaschine für Enterprise Search, die angeblich schneller und besser als Google und WolframAlpha zusammen ist.
Haben Sie schon gute Erfahrungen mit einer dieser Suchmaschinen gemacht?
Weiterlesen:
- Originalartikel zu PageRank 1999
- Neil Patel: Ultimatives Cheat Sheet zum Google Algorithmus
- Hubspot: 8 weniger bekannte Fakten zum Google Algorithmus
Update am 28.3.2019: Meta-Suchmaschinen vs. Suchmaschinen hinzugefügt.
Update 11.4.2019: Danke an Albert G. und Stefan B. für Inputs!
Bildquelle: Charles auf Unsplash (CC0).