Einen Screencast zum ersten Mal zu erstellen ist ja eine recht lustige Angelegenheit. „Lustig“ im Sinne von „irgendwann lachen wir mal drüber“. Denn für den ersten Screencast braucht es neben Mikro und Kamera auch eine gesunde Portion Mut.
Mit etwas Glück hat man von einem „Screenshot“ schon mal gehört, dann erspart man sich vielleicht, „Screencast“ zu googlen. Aus einer langen Liste an Tools, Screen-O-Matic & Co., erwählt man sich ein Lieblingstool, das dann mit Sicherheit für die eigene Plattform (wahlweise „Mac“ oder „Windows“ hier einsetzen) nicht verfügbar ist. Nun gut, eben ein anderes. Lampenfieber? Wird weggeklickt. Erste stümperhafte Versuche von Video- und Tonaufnahmen enden in Gestotter und Gelächter und Gedanken an Schnaps.
Nach weiterer fundiert wissenschaftlicher Recherche im Netz („10 Tipps für topfeine Screencasts“), kritzelt man auf einen Zettel, rückt den Stuhl zurecht, holt sich doch das Headset und noch einmal tief Luft.
Hat man nach dem zweiten Probedurchlauf ein klangvolles Glanzstück hingelegt und klopft sich schon auf die Schulter, merkt man beim Abspulen, dass das Mikro ausgeschaltet war. Klappt es irgendwann mit dem Ton, hängt beim Filmen das Internet und die Seite lädt nicht. Das Video auch noch schneiden? Hilfe, dann lieber ein erneuter Versuch. Gut, dass kein Porträtvideo dabei ist, man sähe nur zerraufte Haare.
Wenn dann schließlich alles doch voller Bildschirmvideoliebe im Kasten gelandet ist, stellt man fest, dass man mit der Laufzeit 50 % übers Ziel hinausgeschossen ist.
Ich habe in meinem ersten (halböffentlichen) Screencast noch nicht viel richtig gemacht, aber in der Reflexion über die Screencasts der KollegInnen einige Dinge für mich mitgenommen. Im Folgenden deshalb meine kleine Liste der Tipps für meinen nächsten Screencast.
Learnings von den Screencasts:
- Ein schönes Standbild am Anfang macht gleich die ersten Meter. (Aber wie geht das nur ohne Schneiden?)
- Eine nette Begrüßung holt gleich den zweiten Stern.
- Ein kurzer Überblick über den zu erwartenden Inhalt gleich am Anfang ist sehr hilfreich. Es braucht bei 3 Minuten Laufzeit nicht unbedingt eine Zusammenfassung am Ende, jedoch stimmt ein Überblick gut auf das Kommende ein.
- Das Ziel des Videos sollte im Hinterkopf klar sein und auch kommuniziert werden. Was möchte man vermitteln? Welche Grundaussagen soll der Zuseher am Ende kennen?
- Trickreiche Überraschungen, die Monotonie unterbrechen, funktionieren immer. Etwa ein Video im Video, Zoom-Funktionen, Echt-Video-Einschnitte. Ihr Einsatz kommt trotzdem ganz klar auf den Zweck des Videos an.
- Sprechtechnik kann man üben und lernen und jeder Schritt nach vorne ist es wert. (z.B. körperliche Sprechübungen, Sprechübungen mit Audios, Schule des Sprechens)
- Ein geschriebener Text ist klasse, hat aber im Screencast (außer mit professionellen SprecherInnen) nichts verloren. Stimme und Rhythmus klingen bei ungeübten SprecherInnen schneller blechern und leer, wenn Texte abgelesen werden. Besser sind Stichwörter und natürliche Sprache.
- Manche Player überdecken mit der Steuerleiste Bildbereiche (meist unten). Wichtige Informationen wie Untertitel deshalb nicht ganz nach unten rücken.
- Im Probevideo einen kritischen Blick darauf werfen, ob Bild und Ton inhaltlich gut zusammenpassen.
- Ein Abspann ist übertrieben, aber ein Kennzeichen, dass der Screencast nun vorüber ist, hilft. Ein Endscreen wird auf vielen Plattformen nicht angezeigt und ist deshalb überflüssig.
Oh, es sind 10 geworden! Dann nur immer her mit der Clickbait-Überschrift!
10 Tricks, wie Sie Ihren ersten Screencast überleben! Sie werden sich wundern! […]
Bildquelle: Der pinke „Screen of Horror“ bei Inkompatibilität mit dem Video-Tool. Screenshot von QuickTime, (c) Sabine Melnicki
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