Was macht Onkel Dagobert im 21. Jahrhundert? Worin badet er? In Bitcoins schwimmt es sich ja so schlecht.
Was hat es mit der Blockchain und Bitcoins auf sich? Was ist das, was bedeutet das für mich und meine Zukunft, die Zukunft meiner Kinder Tick, Trick und Track?
Wie geht es den „New Kids on the Blockchain“1, die ohne Bargeld aufwachsen, keine Überweisungsscheine mehr kennen und sich auf Reisen nicht Währungen umrechnen müssen (hundert Schilling sind ungefähr durch sieben mal zwei Dings…)? Wie sieht das Shoppen aus in einer Zukunft voller Bitcoins?
Die Technologie Blockchain und Kryptowährungen wie die Bitcoins revolutionieren die Finanzwelt. Ob privat oder im Unternehmen – betreffen tut es uns alle. Hier kommt ein erster Versuch einer kleinen Einführung für alle, die sich bisher noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben. Auf geht’s!
↓ Was ist die Blockchain?
↓ Was ist Bitcoin?
↓ Was sind die Vorteile und Nachteile von Bitcoin?
↓ Wie entsteht neues Geld?
↓ Wie werden Bitcoins verschlüsselt?
↓ Was ändert sich für Unternehmen?
↓ Was kommt als Nächstes?
Was ist die Blockchain?
Die Blockchain (engl. für Block-Kette) ist die Technologie hinter neuen digitalen Währungen. Sie ist eine besondere Art, Informationen zu speichern. Sie basiert auf dem Prinzip, dass alle Informationshappen (block) in einer Reihe (chain) miteinander zusammenhängen, sodass sich eine Änderung an einer früheren Stelle der Reihe auf alle folgenden direkt auswirkt. Dieses Zusammenhängen ist ein Schutz gegen mutwillige Veränderungen/Fälschungen.
Das ist in etwa, wie wenn bei Stille Post einer schlecht hört, dann haben alle danach Sitzenden keine Chance mehr auf den richtigen Satz.
Weil die Informationen aber nicht nur horizontal in der Zeit miteinander zusammenhängen, sondern auch vertikal auf andere Personen verteilt werden, wird es noch sicherer. Je mehr Personen eine Information in den Händen halten, desto schwieriger wird es, diese Information zurückzuholen oder andere von einer Änderung zu überzeugen.
Wer die kleine Ewigkeit von 18 Minuten Zeit aufwenden kann und ein bisschen Englisch versteht, dem empfehle ich, sich zum Frühstücksmüsli das Video „Blockchain 101“ einzuverleiben, eine sehr stringente, einfache Erklärung der Funktionen hinter der Blockchain von Anders Brownworth. Wertvolle 18 Minuten. (Danke für den Tipp, Lex.)
Zwei wichtige Konzepte fallen dabei auf:
Informationen sind kopiert. Die Informationen (Transaktionen) sind auf so viele Stellen verteilt, dass mehrere Personen die gültigen Informationen besitzen. Diesen Aspekt versteht man als dezentral.
Unveränderbarkeit (immutability): Die Information in den Blöcken kann im Nachhinein nicht verändert werden, da sie bereits an mehrere Stellen kopiert verteilt wurde. Somit ließe sich immer feststellen, was im Original als Information enthalten war – eine falsche Information würde also als Fälschung schnell auffallen.
Oder anders gesagt: Wenn ich einen Zettel 100 Mal kopiere, an meine Freunde verteile und dann im Original etwas ändere – wer kann dann eher beweisen, was ursprünglich am Original stand?
Die Blockchain-Technologie wird für das Verwalten von Transaktionen verwendet. Dabei werden im Gegensatz zu normalen Bankkonten keine Kontostände gespeichert, es gibt keine zentralen Kontoinformationen. Stattdessen werden nur die einzelnen Transaktionen notiert. Niemandem gehört das Netzwerk und theoretisch kann sich jeder beteiligen, mit seinem Computer die einzelnen Transaktionen zu validieren (sprich, eine Zettelkopie zu erhalten).
Was ist Bitcoin?
„Bitcoin (BTC) ist die erste und bedeutendste dezentrale digitale Währung der Welt“.
—Quelle: bitcoin-austria.at
Wichtig hier: dezentral, digital. Das Ende der Banken! Denn es gibt keine zentrale Stelle, die das Geld herausgibt oder verwaltet. Man bleibt damit von Banken unabhängig.
Was sind die Vorteile von Bitcoin?
- Die Transaktionen gehen schneller vonstatten. Größere Beträge sind innerhalb von wenigen Stunden unumkehrbar, kleinere innerhalb von Sekunden.
- Die Transaktionskosten hängen von der Datenübertragung ab, nicht von der Höhe des Betrags – es ist also insgesamt günstiger.
- Bitcoins können Bargeld ersetzen (z.B. auf Reisen).
- Bitcoin ist Open Source, also quelloffen, jeder kann den Programmiercode einsehen. Gleichzeitig ist der Quellcode auf sehr viele verschiedene Stellen bereits verteilt, zu einer Änderung müssten all diese Stellen zustimmen. Das macht das System sehr betrugssicher.
Was sind mögliche Nachteile?
Wenn man Zahlungen über die digitale Brieftasche (wallet) abwickelt, wird die eigene Identität zwar pseudonymisiert und die eigene Identität hinter dem Pseudonym der Software versteckt. Eine vollständige Anonymisierung ist dennoch nicht möglich, da alle Transaktionen öffentlich gespeichert werden und prinzipiell eine Verbindung zu identifizierenden Daten möglich ist.
Vereinfacht betrachtet werden Bitcoins elektronisch zwischen den Teilnehmern ausgetauscht. Ihr Besitz wird durch den Besitz kryptographischer Schlüssel nachgewiesen. Jede Transaktion von Geldeinheiten wird mit einer digitalen Signatur versehen und in einer öffentlichen, vom gesamten Netzwerk betriebenen Datenbank, der Blockchain, aufgezeichnet.
—Quelle: Wikipedia
Durch bessere Anonymität als bei Banken sind Bitcoins auch interessant für Kriminelle, um Erpressungen, Bestechungen, Waffen- und Drogenhandel abzuwickeln.
In der Blockchain lässt sich lückenlos nachvollziehen, wer wann wem Geld gegeben hat. Schummeln ist nicht drin! Allerdings gibt es auch niemanden, der helfen kann, wenn die Zugangsdaten zu den eigenen Bitcoins mal verloren gehen, wie Mark Frauenfelder leidvoll erfahren musste (sehr lesenswert!).
Wie entsteht neues Geld, neue Bitcoins?
Neue Bitcoins entstehen durch das Mining (abbauen, schürfen). Das ist ein recht rechenintensiver Prozess, bei dem neue Blöcke in der Blockchain erstellt werden. Benutzer, die die Rechenleistungen ihrer Computer oder Server zur Verfügung stellen, bekommen als Belohnung eine kleine Transaktionsgebühr. (Diese Transaktionsgebühren sind niedriger als bei normalen Transaktionen, aber vergleichsweise hoch bei niedrigeren Beträgen.) Spannend ist auch, dass der Benutzer die Höhe der Belohnung selbst festlegen kann und somit die Bearbeitung der eigenen Transaktion (und des dahinter liegenden Minings) attraktiver machen und somit beschleunigen kann. Die Standardblockvergütung für das Mining eines neuen Blocks liegt derzeit bei 25 BTC.
Die Transaktionsgebühren für Bitcoins steigen tendenziell und werden immer wieder angehoben. Je höher die Transaktionskosten, desto weniger rentieren sich Mikrozahlungen. Durch die Halbierung der Blöcke wurde im Juni 2017 die Blockbelohnung von 25 auf 12,5 gesenkt.
Die ganze Geldmenge ist aus technischen Gründen auf knapp 21 Millionen Einheiten festgelegt. Mehr gibt es nicht. (Natürlich wird der Wert der Einheit in Wechselkursen zu anderen Währungen korrigiert.)
Am 25. Oktober 2017 ist 1 Bitcoin = 1 Bitcoin (BTC) = 4779,4 Euro, somit 1 Euro = 0,0002 Bitcoin. Die 3-Jahreskurve zeigt aber, wohin der Trend wohl noch weiter geht.
Wie werden Bitcoins verschlüsselt?
Wer sich etwa schon einmal mit dem Verschlüsseln von E-Mails beschäftigt hat, weiß bereits, wie das funktioniert – es ist einer meiner Lieblingstricks. So einfach, aber so ungemein clever:
Man speichert einen geheimen Schlüssel, den private key. Dieser bleibt bei einem selbst verschlossen. Der öffentliche Schlüssel, der public key ist für alle öffentlich einsehbar. Die beiden Schlüssel gehören immer untrennbar zusammen. Nur mit dem öffentlichen Schlüssel kann der private öffnen und umgekehrt. Mit dem öffentlichen Schlüssel kann man mathematisch beweisen, dass man den privaten Schlüssel besitzt, ohne den privaten jemals herzeigen zu müssen. Wie clever!
Die öffentliche Bitcoin-Adresse ist nichts anderes als ein leicht abgewandelter öffentlicher Schlüssel.
Der private Schlüssel ist ganz einfach eine Zahl zwischen 1 und 115792089237316195423570985008687907853269984665640564039457584007908834671663 (=2256– 232– 977, es ist eine Primzahl). Es ist praktisch unmöglich, dass hier per Zufall zwei gleiche Zahlen verwendet werden.
Die Bitcoin-Adressen selbst sind dann Zahlen- und Buchstabenkombinationen, etwa: 19bLDxjsV63oF14P38LhDZmfKUApNeqFi6
Was ändert sich für Unternehmen?
Einmal davon abgesehen, dass jede Unternehmerin und jede Privatperson Bitcoins als neue Währung einsetzen kann, revolutionieren Kryptowährungen wie Bitcoin den Finanzmarkt. Was macht eine Bank, wenn sie nicht mehr gebraucht wird?
Mit ihrer Dezentralität ist die Blockchain aber auch eine wichtige Technologie, die neue Chancen für Unternehmen eröffnet und sehr ernst genommen wird. Schnellere Zahlungsabwicklungen, einfachere Bestellabwicklungen und das leichtere Speichern von Profilen. Da alle Informationen in der Blockchain aber offen gelegt sind, wird der Ruf nach Datenschutz laut. Informationen in der Blockchain können zwar anonymisiert weitergegeben werden, sind aber nicht wirklich anonym.
Nicht allen Unternehmen ist schon klar, wie sie die Blockchain gewinnbringend für sich einsetzen können, technische Herausforderungen und die Datenschutzfrage sind Hürden dabei. Häufigste Anwendungsfälle sind dabei noch immer finanzielle Transaktionsabwicklungen – dass die Blockchain hier stark ist, scheint gesichert.
Und was kommt danach?
Tangle ist ein Zahlungssystem für Mikrozahlungen basierend auf der Kryptowährung iota, die für das Internet der Dinge erfunden wurde. Im Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) sind Mikrozahlungen, also Zahlungen mit kleinen Beträgen wichtig. Jedoch sind Transaktionskosten generell wichtig für die Erhaltung des Systems, da sie für die Miner (Ersteller von Blöcken) als Anreiz gelten. Bei kleinen Zahlungen sind die Transaktionskosten oft höher als der Zahlungsbetrag – hier stößt Blockchain an seine Grenzen und setzt Tangle an.
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Bildquelle: Foto von Thought Catalog auf Unsplash.com.
Zum Weiterlesen:
- Bitcoin Austria. – Verein zur Förderung von Bitcoin in Austria, ca. 5 Jahre alt.
- Josh Nussbaum auf Medium: Das Ökosystem rund um die Blockchain.
- Serguei Popov: Whitepaper zu iota und Tangle (1. Oktober 2017), Website iota.org
- Kollegin Anita Posch hat sich auf Bitcoin/Blockchain spezialisiert, gibt Seminare und hält Vorträge zu diesen Themen.