Dieser Artikel basiert auf dem Feature „Work it out“ in FRAME #108 (Ausgabe Jan/Feb 2016, Englisch).
Allernorts wird Kreativität auch als Basis von Innovation verstanden. Auch ohne direkte kausale Verbindlichkeit – weder erschafft man Innovation nur durch Kreativität, noch muss aus Kreativität immer Innovation entstehen – bleibt die Verbindung stark.
Erstmals erlangt der Raum auch von Nicht-Designern als Teil der Gesamtstrategie mehr Beachtung. Aus Sicht der Designerinnen und Designer sollte der Büroraum gleichwertig mit Personal, Prozessen und Produkten gehandhabt werden – sofern die Gestaltung bewusst auf die Unternehmenskultur bezogen wird. Insofern kann der Büroraum nur unterstützen, nicht aber eine gute Kultur ersetzen oder herbeiführen.
Kreativität wird immer sozialer
Kreativität ist heute eine gemeinschaftliche, soziale Aktivität und nicht mehr der Solo-Erfolg eines einzelnen kreativen Genies. Kern des Erfolgs von kollaborativer Kreativität sind die unterschiedlichen Perspektiven, die einen mehrdimensionalen Blick auf eine Sache werfen können und die es am Ende zu vereinen gilt. Dies wird sich auch im Raum des Büros widerspiegeln.
„Creativity is a collaborative, social activity. The more you’re able to unite different perspectives, bounce ideas around and get stimuli into the process, the better the outcome will be.“
–Kursty Groves Knight, Interview von Floor Kuitert in FRAME #108, S. 141.
Heute könnte man kritisieren, dass das Gestalten von Arbeitsplätzen von einem Extrem ins andere rutscht: Von kleinen Arbeitszimmern zu offenen Büros, von Großraumbüros mit Arbeitsnischen („cubicles“) zur Wohnzimmeratmosphäre.
Erst mit der industriellen Revolution wurden Arbeits- und Wohnstätte getrennt, davor arbeitete man hauptsächlich zuhause oder in der Nähe der Wohnstätte. Diese Veränderung zog veränderte Umstände nach sich, etwa die „gefühlte Nähe“ zur Arbeitsstätte, die man heute mit wohnzimmerähnlichem Interieur wieder herzustellen versucht.
Ein modernes Büro vereint eine Vielzahl an persönlichen Bedürfnissen
Die Gestaltung von Arbeitsplätzen sollte stets darauf aufbauen, wie im Unternehmen gearbeitet wird. Das „Wie?“ ist wichtig. Außerdem müssen unterschiedliche Arbeitsphasen mit wechselnden Gruppengrößen berücksichtigt werden – alleine wird anders gearbeitet als in der Gruppe. Nicht zuletzt haben auch unterschiedliche persönliche Arbeitstypen andere Vorlieben.
Designer stellen deshalb heute Büros aus modularen Komponenten zusammen, die die diversen Bedürfnisse abdecken und einzeln funktionieren, während sie im Gesamten auch das Unternehmen und seine Werte repräsentieren. Das Büro ist die sichtbare Materialisierung und Erinnerung an die Werte und Entscheidungen des Unternehmens. Auch wenn (oder gerade weil) dort Kreativität entstehen soll, muss es nicht aussehen wie ein Spielplatz.
„The workplace is a solid reminder of a company’s decisions and values.“
–Kursty Groves Knight, Interview von Floor Kuitert in FRAME #108, S. 143.
Moderne Büros erlauben Autonomie und Gemeinschaft gleichermaßen. Die diametral gegenläufigen Bedürfnisse nach Alleinzeit und sozialer Interaktion sollen auch im Arbeitsumfeld erfüllt werden.
Das Designen von Büroräumen wird sich umdrehen: Wo früher Raum kreiert wurde, um Menschen hineinzusetzen, wird in Zukunft der Raum um die Menschen herum gebaut. Um „von innen heraus“ zu designen, wird noch engere Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und den Designern notwendig sein.
Weiterlesen:
- NPO Nesta
- Kursty Groves Knight, Oliver Marlow: Spaces for Innovation. (Frame Store, Amazon).
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Bildquelle: Death to the Stock Photo